750 Jahre Stadt Einbeck – 123 Jahre Bahnanschluss  

Eisenbahnfreunde Einbeck erinnern mit Dampfzugfahrten an die Eisenbahnepoche

In den Anfängen der Stadtgeschichte mussten alle Transporte mit Ochsenkarren und Pferdefuhrwerken durchgeführt werden. Mühselig und langwierig für Mensch und Tier. Als 1835 in Deutschland die erste Eisenbahn zwischen Nürnberg und Fürth fuhr, wurde damit eine neue revolutionäre Epoche für den Verkehr eingeläutet. Doch erst am 1. August 1854 erreichte die Südbahn des damaligen Königreiches Hannover den Bahnhof Salzderhelden vor den Toren der Stadt. Bereits 10 Jahre zuvor wurden Planungen durchgeführt und die Stadtväter Einbeck´s verlangten den Anschluss der Stadt an die Südbahn. Aus technischen und wirtschaftlichen Gründen wurde aber die Linienführung über Einbeck verworfen. Die Strecke verläuft seit der Eröffnung im Tal der Leine zwischen Hannover und Göttingen.

Um den Anschluss an das neue, schnelle Verkehrsmittel zu bekommen, wurde noch im Jahre 1854 eine Droschkenlinie zwischen dem Bahnhof Salzderhelden und der Stadtmitte Einbeck eingerichtet. Güter wurden ebenfalls mit Pferdefuhrwerken zum Bahnhof gebracht, um dort verladen zu werden.

Die Stadtväter gaben sich jedoch damit nicht zufrieden, sondern wurden erneut aktiv, als es um den Bau der Strecke von Kreiensen nach Holzminden ging. Nachweisliche Anträge von 1856 und 1861 wurden diesmal mehr aus politischen als aus technischen Gründen abgelehnt. Wegen der politischen Grenzen sollte die Strecke weitgehend über Braunschweiger Gebiet geführt werden, und das lag nun mal nördlich von Einbeck. So kam es 1865 zum aufwendigen Streckenbau über Naensen – Wenzen – Vorwohle mit 2 Tunnel und dem Greener Viadukt. Einbeck blieb wieder links liegen.

Erst mit dem Ende der Kleinstaaten 1866, als das Königreich Hannover und das Herzogtum Braunschweig in dem großen Preußen aufgingen, konnte der Bahnbau für Einbeck neu aufgegriffen werden. 1872 wird schließlich per preußischer Verordnung die Braunschweigische Eisenbahn-Gesellschaft mit dem Bau einer Stichbahn von Einbeck nach Salzderhelden beauftragt.

Die Vorbereitungen und Bauarbeiten ziehen sich über 6 Jahre hin. Die Stadt muss 40000 Taler und das Grundstück für den Bahnhof beitragen. Für die 4 Kilometer lange Strecke sind Brückenbauwerke über Leine und Ilme eine Flutbrücke und eine Straßenbrücke nötig.

Neben dem Bahnhofsgebäude entsteht noch ein zweiständiger Lokschuppen, eine Bekohlungsanlage und ein eigener Wasserturm.

So sah der Einbecker Bahnhof noch um 1904 aus. Aus einer Postkarte (Sammlung Rudloff)

Am 10. September 1879 war es endlich soweit. Die Stichbahn Salzderhelden – Einbeck nimmt den Betrieb auf. Personenverkehr und Güterverladung entwickelten sich gut, und bekamen mit dem Bau der Ilmebahn 1883 weiteren Aufschwung. Nach dem 2. Weltkrieg änderten sich die Verkehrsverhältnisse durch den zunehmenden Auto- und Lastwagenverkehr zu Ungunsten der Bahn, sodass der Personenverkehr bei der Ilmebahn bereits 1975 und auf dem DB-Abschnitt schließlich 1984 eingestellt wurde.

Im Jahre 1978 wurden auf Wunsch und Kosten der Stadt Einbeck der Bahnhof Salzderhelden in „Einbeck“ und der Bahnhof in der Stadt in „Einbeck Mitte“ umgetauft. Letzterer heißt heute noch so. Die DB-Station an der alten Hann. Südbahn wird schließlich im Jahre 1994 ein zweites Mal umgetauft und heißt seitdem „Einbeck Salzderhelden“

Hochbetrieb im Bahnhof Einbeck Mitte 1979. Ilmebahnlok mit DB-Reisezug

 

Bereits seit 1978 lassen die Eisenbahnfreunde Einbeck immer wieder Sonderzüge auf der Stichstrecke und weiter bis nach Dassel verkehren. Seit einigen Jahren können die Züge nicht mehr das Gleis der Ilmebahn nach Dassel nutzen, weil die Strecke und die Sicherungsanlagen nicht mehr für Personenzüge ausreichende Sicherheit bieten. So bleibt aber noch die seit 1879 bestehende Stichbahn, die nun wieder zum Stadtfest in das Programm einbezogen wurde.

Am Samstag, 18. und am Sonntag, 19. Mai 2002 zum großen Fest 750 Jahre Stadt Einbeck fuhren wieder Dampfzüge durch das Leinetal zwischen Salzderhelden und Einbeck. Hier überquert der Zug auf seiner Fahrt nach Salzderhelden gerade die Leinebrücke.

Eingesetzt wurde die inzwischen 77 Jahre alte Dampflok 102 „Braunschweig“ Baujahr 1925 mit 3 Treibachsen, die samt Wagen von den befreundeten VBV-Museumsbahnern aus Braunschweig ausgeliehen wurde. Die Wagen sind nicht weniger historisch. Es handelt sich um zwei- und dreiachsige Wagen unterschiedlicher Baujahre, alle mit Holzsitzen.

Text und Fotos: Erich Wilde, Mai 2002

ENDE

ZURÜCK